Da von den Hamburger Behörden Verbot und Auflösung der Schule 1939 rechtlich nicht vollzogen worden waren, blieb wohl auch der Schulverein formal bestehen. So konnte am 11. April 1946
der Verein der neun Gründungsmitglieder sofort mit einer Erneuerung beginnen: es schieden aus: Carl Friedrich Steub, Heinz Müller, Dr. Fritz Rascher, Alfred Sleumer, Fräulein Martha Somann, Frau Emilie Pohlmann.
Ergänzung erfolgte durch: Dr. Johannes Hemleben, J. Schürer, Franz Westermann, Johannes Hendrik van Grootheest, Dr. Paula Dieterich, Dr. Annemarie Pönitz.
An der Wiederbegründung erscheint mir von besonderer Bedeutung zu sein, dass Personen einmütig zusammenfanden, die bis zur Trennung zerstritten waren, als es 1931 zur Gründung der Freien-Schule in Altona kam.
Die "Freie Goethe-Schule" wurde in "Rudolf Steiner Schule" umbenannt. Denn nach der Anerkennung der Arbeit der Schule, bevor Heinrich Himmler sie in die Schließung drängte, musste nicht mehr befürchtet werden,
dass der Name Ablehnung erregen würde, wie dies bei der Gründung befürchtet worden war.
Der Secret-Intelligence-Service der Englischen Besatzung hatte neben der Verfolgung von Kriegsverbrechen unter anderem die Aufgabe, so viel an demokratischen Bestrebungen in der Britischen Besatzungszone wie irgend möglich wieder aufleben zu lassen,
beziehungsweise neu einzurichten. Waldorfschule und Anthroposophie waren dort selbstverständlich bekannt. Der Eindruck der erfolgreichen Arbeit vor dem Verbot und die Bemängelung nationalsozialistischer Gesinnung von Lehrern und Schülern
durch die damaligen Beamten der Schulaufsicht waren jetzt positive Zeugnisse. So wurde einer Wiedereröffnung der Waldorfschule nichts in den Weg gelegt.
Lehrerkollegium 1947
Zeichnungen und Fotografien von 1947
Die Zeichnungen des Klassenlehrers Johannes Wetzel geben die trostlose Stimmung der damaligen Zeit in besonderer Weise wieder.
Mit dem finanziellen Ergebnis der Weihnachtsspiele und der Aufstockung um den gleichen Betrag durch Hans Pohlmann war die Grundlage für den Beginn von Reparaturarbeiten am schwer kriegsbeschädigten
Schulgebäude geschaffen.
Mit seinen aus dem Krieg heimgekehrten Facharbeitern und dank seiner Beziehungen zu derzeit kaum zu beschaffendem Baumaterial gelang es Hans Pohlmann, die Räume einigermaßen benutzbar zu machen: über dem Fußboden des
Saales im 2. Obergeschoss wurde ein Notdach errichtet, wo Glas nicht reichte, Pappe und Sperrholz in die Fenster eingesetzt, die Heizung notdürftig in Gang gebracht. Einen Stuhl hatte jeder Schüler zunächst selber mitzubringen.
Trotz aller Behelfsmäßigkeiten wuchs die Schülerzahl so, dass bald in zwei Schichten unterrichtet werden musste, eine Hälfte von 08:00 bis 13:00 Uhr, die andere von 13:00 bis 18:00 Uhr, alle zwei Wochen Wechsel.
Im Winter war häufiger Grund des Fehlens, dass kein festes Schuhwerk vorhanden war. Von Amerikanischen Hilfsorganisationen gespendete Schuhe, bewiesen oft bereits beim ersten Regen mangelhafte Haltbarkeit. Mit den aus dem Krieg heimgekehrten
Facharbeitern und dank seiner Beziehungen zu derzeit kaum zu beschaffenden Baumaterialien gelang es Bauingenieur Hans Pohlmann, die Räume einigermaßen benutzbar zu machen: über dem Fußboden des Saales im 2. Obergeschoss
wurde ein Notdach errichtet, wo Glas nicht reichte, Pappe und Sperrholz in die Fenster eingesetzt, die Heizung notdürftig in Gang gebracht. Einen Stuhl hatte jeder Schüler zunächst selber mitzubringen. Trotz aller
Behelfsmäßigkeiten wuchs die Schülerzahl so, dass bald in zwei Schichten unterrichtet werden musste, eine Hälfte von 08:00 bis 13:00 Uhr, die andere von 13:00 bis 18:00 Uhr, alle zwei Wochen Wechsel.
Im Winter war häufiger Grund des Fehlens, dass kein festes Schuhwerk vorhanden war. Von Amerikanischen Hilfsorganisationen gespendete Schuhe, bewiesen oft bereits beim ersten Regen mangelhafte Haltbarkeit. Aber die regelmäßige
Schulspeisung der Englischen Bestzungsmacht allerdings und Care-Pakete aus Amerika zu den Ferien waren jedes Mal Inseln angenehmer Sättigung in der Wüste des andauernden allgemeinen Hungers. Besonders wenn es Erbsensuppe gab. In großen
Thermokübeln wurden Suppen und Eintopf mit Lastwagen des Englischen Militärs angeliefert. In der Mitte der Einganshalle war der K&uum.;bel aufgestellt. Jedes Kind erhielt eine abgemessene Kelle voll in das mitgebrachte Geschirr, meist
aus Wehrmachtsbestand. Die Reihe der Schüler führte die volle Länge des Erdgeschosskorridors entlang.
Nach und nach konnten schließlich alle Räume, die an Gewerbebetriebe vergeben worden waren, wieder von der Schule übernommen werden.
1948 besuchten bereits 800 Schüler die Schule, im März 1951 wurde das erste Abitur abgenommen, und im Herbst 1951 gab es 25 Klassen mit 1036 Schülern. Gegen eine solche Überbelegung der Ruine bestanden bei den Aufsichtsbehörden
berechtigte Bedenken.
So wurde im Westen der Stadt nach einem Grundstück für eine zweite Schule gesucht. Der Rudolf Steiner Schulverein erwarb die zum Verkauf stehende Villa Ephraim an der Elbchaussee 366.
Das Grundstück schien in der Größe für spätere Erweiterungen geeignet. Oberstufenschüler beteiligten sich dort an Ausräum- und leichteren Abbrucharbeiten. Die geräumige Villa wurde abschnittsweise umgebaut und ab
1952 für Unterricht von dorthin aus Wandsbek übersiedelten Klassen genutzt.
Dennoch brachte dies die notwendige Entlastung in Wandsbek noch nicht. Die Stadt aber begann mit der Sanierung des Hauptgebäudes. Geplant war schrittweise Durchführung während laufenden Unterrichtes. Bei näherer Prüfung wurde
aber deutlich, dass zur Not das tragende Stahlbeton-Gerüst und die -Decken des Gebäudes stehen bleiben konnten. Alles andere hatte durch Bomben und Witterungseinfluss so gelitten, dass es entfernt
werden musste. Da das Hauptgebäude nicht mehr genutzt werden konnte, wurden Baracken in der entfernteren Nachbarschaft für den Unterricht notdürftig umgebaut. Für viele Unterrichtsstunden war es erforderlich, die Stühle hin und
zurück zu tragen.
Der Grundriss wurde geändert und z.B. der Eingang von der Bleicherstraße (Kattunbleiche) zur Wandsbeker Allee verlegt. Der ehemalige Putzbau wurde jetzt in gelbem Klinkerverblendstein ausgeführt.
Im Herbst 1954 wurde bei Fundamentarbeiten der Grundstein freigelegt und anschließend in Form eines Pentagondodekaeders aus Kupferblech wieder an dieselbe Stelle in der Mitte des
ehemaligen Eingangsflurs gelegt.
Am 15. September 1956 war dann die Einweihung für das neu entstandene Haupthaus. Direkt anschließend begann
der Bau des Zwölf-Klassentraktes entlang der Wandsbeker Allee.
Am 19. Juni 1958 war die Raumnot ersteinmal vorüber und der ehemalige räumliche Umfang fast ganz wiederhergestellt.
In den 1960er Jahren nahmen Anmeldungen wieder stärker zu. Zur fünfzigsten Wiederkehr der Schulgründung 1972 wurden daraufhin ein Kindergarten mit zwei Gruppen und der Aufbau zur Zweizügigkeit begonnen.
Anfang der 70ger Jahre begannen innerhalb der Schule lebhafte Veränderungen. Die inzwischen weit angewachsene Schule in Nienstedten war 1970 in Eigenständigkeit entlassen worden. Da es nun zwei Waldorfschulen in Hamburg gab, wurden
die Namen "Rudolf Steiner Schule Hamburg-Wandsbek" und "Rudolf Steiner Schule Hamburg-Nienstedten" gewählt. In der Satzung wurde der "Gründerverein" (mit den allein beschlussfassenden 9 Mitgliedern)
aufgegeben und die Mitgliederversammlung erhielt die im Gesetz vorgesehenen Rechte der Beschlussfassung und Wahl des Vorstandes. In regelloser Folge wurden Parallelklassen aufgenommen, um den Anmeldungen entsprechen zu können. Die Anzahl
von Eltern- und Lehrer-Vertretern im Vorstand war besorgter Erörterung ausgesetzt, bis deutlich wurde: gelingt es den Lehrern nicht, die Idee der Schule für die Eltern zu vermitteln, dann kann eine Mehrheit der Lehrer im Vorstand erst
recht nichts ausrichten. So wurden vier Verteter der
Eltern und drei der Lehrer für den Vorstand festgelegt. Berufliche Grundbildung im Bereich des Werkunterrichtes wurde intensiv beraten und anfänglich erprobt. Fand aber im weiteren Verlauf keine dauerhafte Einrichtung. Und jedes Jahr
aufs Neue war über den Beschluss dauerhafter Zweizügigkeit zu beraten.
Die Gründung einer Schule in Hamburg-Bergstedt, 1974, etwa 12 km nordwestlich von Wandsbek, brachte keine merkliche Entlastung der Schülerzahl. Also wurden auf der anderen Seite der Wandsbeker Allee
vier Pavillon-Baracken errichtet für Kindergarten, zwei Fachräume und acht Klassen und schließlich mehrere Klassenräume in der Schule Bandwirkerstraße gemietet.
Zudem kam als Alternative zum beengten Lehrerzimmer im ersten Stock der erste Stock der Konditorei Andersen zunehmend häufig in Gebrauch. Bei den unübersichtlichen Geländeverhältnissen konnte ein Lehrer meist dort per
Telefon erreicht werden.
Finanzielle Unterstützung zu Neubauten von Privatschulen war im Haushalt Hamburgs nicht vorgesehen. Die Geburtenraten nahmen aber von Jahr zu Jahr ab, so dass Anmeldungen an manchen Schulen ausliefen und die Gebäude bald leerstehen
würden. Die Übernahme solcher Schulen kam mit der Schulbehörde ins Gespräch. Ohne jedoch bereits ein bestimmtes Projekt in Aussicht zu haben, wurde in dieser Zeit im Schulverein die Entschluss gefasst, mit dem Ansparen über
eine Bauumlage für einen Erweiterungs oder Neubau zu beginnen.
Die Stadt bot nacheinander mehrere ihrer bald auslaufenden Schulen an. Keine davon konnte zunächst den Wünschen und Vorstellungen von Lehrer- und Elternschaft entsprechen oder endgültig zur Verfügung gehalten werden. Bis die
Realschule Weißenhof vorgeschlagen wurde.
Die Verkehrsanbindung ist verhältnismäßig günstig, wenn auch für Schüler aus der Innenstadt etwas weiter. Um das zwar nicht üppige aber dennoch eben ausreichend große Grundstück zieht sich im Osten und
Norden der Rahlstedter Weg, eine viel befahrene Straße, hin, im Westen der Lauf der Berner Au mit daran liegenden Schrebergärten, Wegen auf beiden Ufern und grasbewachsene Uferböschungen und etwas weiter südlich ein breiterer
Streifen ursprünglicher Überschwemmungswiesen. Ebenfalls im Süden liegt die Weißenhofsiedlung mit zum Teil über 10 Stockwerke hohen Plattenbauten, die weiter gen Süden in zweigeschossige Reihenhäuser übergeht.
An der Westseite führt eine Hochspannungsleitung über das Grundstück. Bebaut war das Gelände im Westen mit einem dreigeschossigen Hamburger Schulnormbau vom Doppel H Typ und nach Norden gelegener Normschulturnhalle. So bot das
Gelände nach Osten und
Norden hin gerade eben ausreichenden Raum für die benötigten Ergänzungsbauten bei etwas zu beengten Schulhofflächen.
Mit Beginn der Sommerferien 1983 begannen die Baumaßnahmen. Für die Grundsteinlegung wünschten ältere ehemalige Lehrer, dass der 1954 bei der Renovierung in Wandsbek gelegte Grundstein für die neue Schule mitgenommen werde.
Über die Lage des Grundsteins gab es keine Angabe. Es war nur erzählt worden: wenn ihr Kinder die Schule betretet, dann geht ihr im Eingang über den Grundstein. Der alte Eingang lag an der Kattunbleiche (Bleichersraße), der neue
an der Wandsbeker Allee: man entschloss sich, am alten Eingang zu suchen. Und traf nach etwa 2 Stunden Stemmarbeit mit dem Abbruchhammer 2cm neben der Mitte eines Betongehäuses auf den Dodekaeder aus Kupferblech. Dieser enthielt ein grob
zugeschnittenes Stück Messingblech, um das ein Bogen Transparentparentpapier gewickelt war. Darauf waren keine Schriftzeichen zu erkennen. Aufs neue verlötet wurde dieser Dodekaeder am 24.09.1983 bei
der Grundsteinlegung in Farmsen in die auf der Spitze stehende Würfelaussparung in einem Pentagondodekaeder aus Beton mit 120cm Kantenlänge versenkt. Das in den Klinkerboden vor dem Südausgang eingelegte Dreieck
zeigt die Lage an.
Der 8. Januar 1985 war der erste Schultag im neuen Gebäude.
Ansprache von Manfred Elson zum ersten Schultag im Neubau
Beteiligung an Schulgründungen
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